Die Gegendemo bringt mehrere Redner ans Mikrofon. Neben dem Organisator Friedhelm Hoffmann, früher Stadtrat der Linkspartei im Kornwestheimer Gemeinderat, sprechen der Ludwigsburger Juso-Vorsitzende David Schwarz, Arne Eckstein von der Grünen Jugend und der Kornwestheimer SPD-Stadtrat Prof. Dr. Walter Habenicht. Habenicht betont, man solle friedlich mit seinen Mitbürgern zusammenleben, ein Zeichen setzen für Weltoffenheit. Von Seiten linker Redner gibt es außerdem den Hinweis, man müsse sich mit der Ditib durchaus kritisch auseinandersetzen. Allerdings ist man der Auffassung, die AfD lehne ohnehin jede Religion ab, die nicht christlich sei.
Dem widerspricht der Hauptredner der Alternative für Deutschland – der Bundestagsabgeordnete Martin Hess – auf der anderen Seite des Zauns, wo Deutschlandflaggen wehen. „Viele Muslime sind Teil unserer Gesellschaft.“ Man sei nicht islamfeindlich, bekenne sich zur Glaubens- und Religionsfreiheit. „Aber wir sind gegen den politischen Islam, der gegen unsere Rechts- und Werteordnung agiert“, so Hess unter viel Applaus. Er wendet sich immer wieder gegen „die auf der anderen Seite des Zauns“ und wirft den linken Demonstranten Naivität vor. Hess nennt Beispiele und Zahlen dafür, an welcher Stelle Integration seiner Meinung nach nicht funktioniert.
Und auch der Abgeordnete geht auf die Ditib ein. Dass die Türkisch-Islamische Gemeinde Kornwestheim Mitglied der Erdogan-nahen Organisation ist, ist seinen Worten nach ein Hauptproblem für die AfD. Ein 38 Jahre alter Besucher der Kundgebung gibt ihm Recht: Man müsse über die dahinter stehende Ideologie aufklären. Neben Hess reden der Stuttgarter Bundestagsabgeordnete Lothar Maier und der ehemalige Grüne und Islamkritiker Hans-Michael Höhne-Pattberg. Letzterer spricht viel über den Islam an und für sich – ist mit Themen wie Salman Rushdie und Massakern an Intellektuellen aber teils auch ziemlich weit weg von Kornwestheimer Moschee-Bebauungsplänen.
Auffällig ist: Auf Seiten der Gegendemo sind kaum Moslems zu sehen. Sowohl die türkische Gemeinde vor Ort als auch der Türkische Sportclub – der zeitgleich ein Fußballturnier ausrichtet – hatten die Losung ausgegeben, den Marktplatz besser zu meiden. Man wolle den Konflikt nicht noch hochkochen lassen, sagt Recep Aydin von der türkischen Gemeinde.
Allerdings haben sich zwei Kornwestheimer türkischer Herkunft wiederum in die AfD-Demo begeben. Es sind Ender und Semra Engin. Die beiden sind für den Moschee-Neubau, hören sich dennoch die AfD-Kundgebung an. Ender Engin ist der festen Überzeugung, dass man auch Menschen zuhören müsse, die nicht die eigene Meinung teilen. Er weiß, dass einige Kornwestheimer in Sorge sind wegen der Moschee. „Wir dürfen die Bürger, die heute hier sind, nicht an Nazis verlieren“, ist der junge Unternehmer überzeugt.