Auf Ihren Plakaten sprechen Sie von „tollen und einfühlsamen Entscheidungen“. Fühlen Sie sich von Bund und Land im Stich gelassen?
Ja, und es geht vielen anderen Gastronomen, mit denen ich in Kontakt stehe, ähnlich. Es wurde vieles versprochen und nicht eingehalten. Ich weiß zum Beispiel Mitte Februar noch nicht, ob ich die Hilfszahlung für den Dezember überhaupt bekomme, von wann ganz zu schweigen. Kurzarbeitergeld ist toll, aber es reicht nicht zum Überleben.
Sie sind für eine Öffnung der Restaurants. Wäre das bei den Fallzahlen der vergangenen Wochen denn vertretbar?
Bei uns im Applaus haben die Hygienemaßnahmen super funktioniert. Und ich bin mir sicher, dass das auch in ganz Deutschland gefruchtet hätte, ganz ohne Schließung. Zwischen unseren Tischen sind zwei Meter Abstand, zusätzlich haben wir Trennwände aufgestellt. Im Sommer haben wir bei 35 Grad mit Maske gearbeitet. In dieser Zeit haben wir 7000 Kontaktdaten von Gästen aufgenommen, und nach unserem Wissen ist keiner davon an Covid-19 erkrankt.
Wie die Gastronomie plädieren auch andere Branchen, Sportstudios etwa, für eine Öffnung. Wer hat da Vorrang?
Ich bin für eine Öffnung für alle, egal, ob Restaurant, Friseur, Kosmetikstudio oder Fitness-Center. Natürlich nur unter strengen Hygienemaßnahmen.
Ende 2020 sind die Infektionszahlen gestiegen und jetzt, nach einigen Wochen Lockdown, wieder gesunken. Liegt das in Ihren Augen nicht auch an den strengen Maßnahmen?
Ich glaube nicht, dass der Betrieb in Restaurants oder anderen Einrichtungen ausschlaggebend für den Anstieg der Zahlen waren. Die meisten haben sich sehr sorgfältig an die Hygieneregeln gehalten. Problematisch war in meinen Augen eher, dass sich zum Beispiel auf dem Ludwigsburger Akademieplatz 40 oder 50 Leute mit ihrem Feierabendbier getroffen haben. Sicherlich gibt es auch in der Gastronomie schwarze Schafe, und wir im Applaus haben bestimmt auch nicht alles perfekt gelöst. Aber statt pauschal alles zu schließen, fände ich es besser, Verstöße einfach drastischer zu bestrafen. In einer Bar stehen die Leute dicht an dicht an der Theke? Konzessionsentzug für zwei Jahre, fertig. Da würden sich die meisten ganz genau überlegen, ob sie sich an die Regeln halten oder nicht.