Aber nicht nur die Juden, also Menschen mit einem anderen Glauben, mussten um ihr Leben fürchten. Auch Kranke und Behinderte wurden von den Nationalsozialisten verfolgt und waren in großer Gefahr. Manchmal reichte es auch, wenn man in politischen Dingen anderer Meinung war und das laut sagte. Dann konnte es passieren, dass man verhaftet oder ebenfalls umgebracht wurde.
Was hat das mit den Stolpersteinen zu tun, die wir heute in den Straßen sehen? Ganz einfach: Weil früher so viele furchtbare Dinge passiert sind, die sich nicht wiederholen sollen, wurden diese kleinen Gedenktafeln in den Boden verlegt. Auch heute gibt es nämlich noch Leute, die denken, dass ihre Religion, ihre Hautfarbe oder ihre Nationalität sie zu einem wertvolleren Menschen machen. Deshalb erinnern die Stolpersteine an genau diejenigen, die damals, als die Nationalsozialisten das Sagen hatten, getötet oder gequält wurden.
Auch in Kornwestheim haben früher einige Leute gelebt, die von den Nazis ins Gefängnis gesteckt oder verschleppt wurden. Das haben nicht alle von ihnen überlebt. Vor den Häusern, in denen diese Menschen zuletzt wohnten, sind jetzt die Stolpersteine zu finden. Acht gibt es insgesamt in der Stadt. Darauf steht jeweils „Hier wohnte...“, dann folgen der Name und ein kurzer Hinweis, was mit der Person geschehen ist.
In der Dorfwiesenstraße, vor der Nummer 29, ist zum Beispiel von Georg Müller zu lesen. Er war im Alter von 25 Jahren erkrankt und hatte psychische Probleme. Mehrere Jahre lang wollten ihm Ärzte helfen, doch er wurde nicht mehr richtig gesund. Deshalb hatten es die Nazis auf ihn abgesehen. Ein anderer Kornwestheimer, der Michael Wolff hieß, durfte einen Gasthof nicht mehr betreiben – nur weil er Jude war. Eine zeitlang wurde er eingesperrt.
Woher die Leseratte das jetzt alles weiß? Weil es in Kornwestheim eine Gruppe gibt, die nachgeforscht hat, was diese verfolgten Menschen alles erleiden mussten. Es ist die Initiative Stolperstein. Sie hat diese Geschichten aufgeschrieben, damit sie nicht vergessen werden.