Rund sechs Wochen lang hatten Staatsanwaltschaft und Verteidigung im vergangenen Jahr die Missbrauchsvorwürfe gegen Kelly aus mehreren Jahrzehnten detailliert ausgebreitet, auseinandergenommen und ihre Argumente dargelegt. Dutzende Zeugen hatten sich zu Wort gemeldet und Hunderte Beweisstücke waren gesichtet worden. Kelly hatte nicht selbst ausgesagt, den Prozess aber im Gerichtssaal verfolgt.
Dokumentation "Surviving R. Kelly"
Erste Anschuldigungen gegen den 1967 in Chicago als Robert Sylvester Kelly geborenen Musiker waren bereits vor rund 25 Jahren bekannt geworden. 2008 stand er wegen des Besitzes von Bildern schweren sexuellen Kindesmissbrauchs vor Gericht - und wurde freigesprochen. Der Musik-Koloss schien unangreifbar auf seinem Pop-Thron - mit mehr als 50 Millionen verkauften Alben, mehreren Grammys und anderen Auszeichnungen gehörte er zu den erfolgreichsten Musikern des späten 20. Jahrhunderts.
Aber spätestens als 2019 die aufsehenerregende Dokumentation "Surviving R. Kelly" die Anschuldigungen zusammenfasste, wurde es um den Sänger immer einsamer. Stars distanzierten sich von ihm, zudem Radiosender, Streaming-Dienste und dann auch sein Musiklabel RCA, das zu Sony Music gehört.
Nach der Strafmaßverkündung in New York drohen Kelly noch weitere juristische Auseinandersetzungen: Auch in den US-Bundesstaaten Illinois und Minnesota liegen Anklagen gegen den Musiker vor. Ein Prozess in Chicago soll schon Mitte August beginnen.